| Grußwort der WDR-Intendantin |
| 23.02.2011 | ||||||
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Grußwort von WDR-Intendantin Monika Piel zur „Lobenden Erwähnung“ der WDR-Print-Parodie DAS PLAGIAT am 8. Februar 2011 im Adolf Grimme Institut, Marl Liebe Freundinnen und Freunde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, liebe Andere Heute bedauere ich ganz besonders, dass ich nicht an diesem wunderbaren Bergfest des Grimme-Instituts teilnehmen kann. Wie Sie alle wissen, liebe ich Preisverleihungen, es liegt also nicht am verpassten Buffet und den Getränken – dazu veranstalte ich selbst genügend Empfänge, die mich in dieser Hinsicht voll befriedigen. Aber wenn ich schon nicht bei Ihnen sein kann, dann genehmige ich mir wenigstens alleine ein Gläschen Prosecco, mache es mir in meiner riesigen Intendantinnen-Sitzgruppe gemütlich und spreche dieses Grußwort in mein neues Diktiergerät, damit irgendeine Tippse, letzten beiden Worte streichen, nein, ach, den letzten Absatz streichen. Liebe Freundinnen und Freunde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, liebe Andere, ich habe eine Neuigkeit für Sie, und ich bitte die Anderen mal kurz das Maul – die letzten beiden Wörter streichen - wegzuhören. Das Plagiat meiner Hauszeitung WDR-Print, dieser Lobhudelei auf alles, was mein Sender anstellt -- letzten Nebensatz streichen --, das Sie heute lobend erwähnen, habe ich ja schon vor drei Monaten lobend erwähnt. Es wurde vielfach auch in meinem Umfeld den üblichen ewig unzufriedenen Verdächtigen zugeschrieben, feigen Fälschern, anonymen Kritikastern und den ständig meckernden Freien Mitarbeitern. Aber das ist in diesem Fall nicht ganz richtig. Ich möchte heute das Geheimnis lüften: Das Plagiat meiner Hauspostille WDR Print habe ich komplett selbst verfasst! Als ich mal wieder bei meiner Lieblings-Maskenbildnerin Claudia im WDR-Studio I saß -- Sie wissen schon, „I“ wie „Intendantin“ -- letzten Halbsatz streichen! --, da kam ich auf die geniale Idee: Denn warum eigentlich nicht Qualität statt Quote, warum nicht alle guten Sendungen um 20.15 Uhr und die schlechten um 23 Uhr senden, statt wie bisher umgekehrt? Warum eigentlich nicht die unabhängigen Produzenten und die freien Mitarbeiter anständig bezahlen und wie ebenbürtige Partner behandeln? Warum eigentlich nicht die unabhängigen Geister unter meinen Mitarbeitern fördern statt die stromlinienförmigen Karrieristen? Claudia fand das auch gut. Hm, Letzten Satz streichen! An mein Management brauchte ich mich in dieser Sache aber erst gar nicht zu wenden. Die Hände von Claqueuren sind nicht frei dafür, ein Ruder herum zu werfen. Die kennen nur eine Richtung: Gegen die Wand. Die verarschen das Publikum doch nur --Letzten Satz streichen! Die schätzen bloß den Beifall ihrer Vorgesetzten und den Minutenverlauf der Einschaltquote. Sie finden es selbstverständlich, dass das ganze Leben draußen vor den Fenstern ihres Büros sich nach den Formaten ihrer Sendungen richtet und nach den so genannten Recherchen, deren Ergebnisse sie selbst vorab am Redaktionskonferenztisch festgelegt haben. Einfach mal Hinschauen ist ihnen zu riskant. Ich habe meine Rolle als Grande Dame und Grußgretel des Senders satt. Ach, ich rede mich in Rage. Ganzen letzten Absatz ab der Geschichte mit dem Management streichen. Diese Pfeifen! Letzte beiden Worte streichen.
Jetzt wird nicht mehr im dunklen Keller gepfiffen. Jetzt pfeifen die Pfeifen nicht mehr auf dem letzten Loch. Letzten beiden Sätze streichen. Die Devise heißt jetzt: „Statt Pfeifen – Whistle Blowen!“ Sie alle sind eingeladen zum freimütigen Gespräch über den ganzen Scheiß, letzte drei Worte streichen, Trödelking, letztes Wort streichen, über eine bessere Zukunft mit einem wirklichen öffentlich-rechtlichen Profil. Dieses Grußwort wurde ermöglicht durch Ihre Rundfunkgebühren. Vielen Dank. Ach, die letzten beiden Sätze streichen.
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