"Aufbruchstimmung" - die Reaktionen auf das WDR-Print-Plagiat
23.12.2010
Überschwänglich reagierten viele im Westdeutschen Rundfunk - und manche in der Presse - auf das WDR-Print-Plagiat, das Unbekannte in 10.000 facher Auflage seit Ende September verteilt haben. Beim NDR und MDR ließ ver.di mehrere tausend Exemplare unverändert nachdrucken und verteilen - weil die Verhältnisse dort ähnlich seien, wie die ver.di-Aktiven meinen. Und zuletzt verschickte kurz vor Weihnachten die Arbeitgemeinschaft Dokumentarfilm - agdok - an alle Mitglieder das "wahre WDR-Print" per Post. Wir dokumentieren hier die Reaktionen, die die Plagiatoren erreichten - zum Teil über ihre Mailanschrift wdr_plagiat ( att - yahoo.com ... Bitte weiter klicken und Spaß haben über Weihnachten!
Reaktionen auf die Plagiat-Ausgabe von WDR PRINT Eine Hörfunk-Redakteurin schreibt: „Wie oft haben wir auf WDR- Fluren oder bei Kaffee/Bier gemeckert, gejammert und sind dennoch wieder gefrustet auseinander gegangen. Und jetzt? Ihr habt so etwas wie eine Aufbruchstimmung erzeugt.“
Eine Cutterin: „Herzlichen Dank für die Mühe, und die sicher nächtelange Arbeit über Wochen an den einzelnen Beträgen. Danke für das einfach tolle Layout. Danke für die Wahrheit. Als Cutterin, und seit vielen Jahren beim WDR festangestellt, bin ich nicht von allem, worüber berichtet wird, unmittelbar betroffen. Ich weiß aber ....es stimmt.“
Eine bekannte Fernsehredakteurin: „Am Donnerstag morgen haben mich mehrere WDR-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angerufen und mir Eure Personalien als Realität erzählt, so groß ist offenbar ihr Wunsch, dass manches so sein sollte. Ich bin sicher, damit ist eine Diskussion losgetreten, die endlich mal wieder etwas Esprit und frischen Wind in unsere Friedhofsruhe bringt.“ Eine Kamerafrau: „Erstmal möchte ich mich bedanken! Bedanken dafür, daß ich wieder die Hoffnung auf Respekt gegenüber meiner Arbeit hegen kann. … Ich bin so froh, daß es jetzt offensichtlich ist, daß viele so denken. Absolut super!“ Ein WDR-Festangestellter: „Es gibt also noch Hoffnung!“
Ein weiterer WDR-Festangestellter: „Manchmal blieb mir mein schallendes Lachen allerdings im Halse stecken, weil ich bemerkt habe, dass Ihr meinen absoluten Traumsender beschrieben habt. Bei dem ich aber wohl nie werde arbeiten können. Oder vielleicht doch irgendwann....? Nach der Wende....? Zumindest ist mir das eine Spende wert. Wird morgen auf den Weg gebracht.“
Eine bekannte Moderatorin: „Die erste lesbare Print seit Jahrzehnten!!! Einfach großartig!!“
Zwei Leser-Kommentare auf dem Onlineportal der WAZ-Gruppe: „Hach, wäre das schön, wenn es so käme, wie diese Untergrund-Redaktion beschreibt.“
„Wann gibt es denn mal eine Untergrund-Redaktion bei der WAZ?“ Doch die Plagiatoren ernten auch Kritik: „Herzlichen Dank als Gebührenzahler sage ich zu ihrer "WDR Print" Satire Ausgabe. … Eine Bitte habe ich aber noch: Selbst in ihrer Satire Ausgabe konnten Sie nicht auf Seitenhiebe auf CDU Politiker (u.a. Rüttgers) verzichten. Versuchen Sie doch endlich den roten Mief aus der Anstalt zu holen! … Diese ständige Reklame für Rot/Grün interessiert keine Sau und verjagt unglaublich viele Zuschauer. … Und lassen Sie mir Gisbert Baltes in Ruhe, er ist zwar langweilig, aber das sind wir Sauerländer alle ein bisschen.“
Und noch mehr kritische Worte: „Wenn ich Sie richtig verstehe, wollen Sie aus dem WDR einen Spartensender für Bildungsbürger machen. Sie vergessen dabei aber, dass ein großer Teil der Gebührenzahler auch unterhalten werden will. Dazu gehören auch Sendungen wie "Tiere suchen ein Zuhause" und "Verbotene Liebe" und andere auch schlichte Formate. … Der Verzicht auf das große Publikum, also das Schielen auf die Einschaltquote, ist der Verzicht auf die Gebühren. Und dann wollen Sie auch noch eine Spende von mir. Ich wüsste ja nicht einmal wem ich Geld spende. In der Hoffnung, dass Verdi mit meinem Beitrag künftig vernünftiger umgeht. Freundliche Grüße.“
Lob hingegen vom Chefredakteur des Online-Medienmagazins DWDL.de: „Selten traf bitterböse Kritik so charmant verpackt ihr Ziel mitten ins Schwarze. Wer genau dahinter steckt, ist unklar. Unterstützt wurde das Projekt allerdings von der Deutschen Journalisten Union bzw. Verdi. … Die Gags und feinen Spitzen ziehen sich von der ersten bis zur letzten Seite dieser selbsternannten "Zukunftsausgabe". Handelsblatt: „Monika Piel. Angriff aus den eigenen Reihen...Für die 59jährige kommt der unerwartete Angriff aus den eigenen Reihen zur denkbar ungünstigsten Zeit. Denn die WDR-Intendantin soll am 1.Januar den ARD-Vorsitz übernehmen. Die massive Kritik am Führungsstil der gebürtigen Rheinländerin schwächt ihre Position an der Spitze des größten öffentlich-rechtlichen Senderverbundes in Europa...“
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „...fast hätten wir die mutigen WDR-Mitarbeiter für ihre Guerrilla-Aktion gelobt. Aber das wollen sie nicht: „Gern verzichten wir auf den Beifall verlogener Verlegerknechte, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk lieber heute als morgen abschaffen möchten“, schreiben die Herausgeber. So bleibt uns wieder mal nichts anderes übrig, als weiter zu schimpfen, also: Hört mal zu, ihr Schergen aus der Anstalt: Von welchem Geld wurde eigentlich euer Pamphlet bezahlt? Doch nicht etwa von unseren Gebühren?“
Ver.di im Norddeutschen Rundfunk gab einen Nachdruck der WDR-Plagiatzeitung in Auftrag. Und verteilte das Plagiat am 10.November im NDR, zusammen mit einem Flugblatt. Zitat daraus: „Informationen für NDR-Beschäftigte. Was soll eine gefälschte WDR-Hauszeitung in Riesenstückzahlen im NDR? Sie soll genau das, was sie beim WDR und anderswo auch soll. Sie soll wachrütteln und den Blick wieder darauf lenken, was öffentlich-rechtlicher Rundfunk eigentlich sein sollte: Unabhängige und qualitativ hochwertige Berichterstattung, Information und Unterhaltung, gemacht von Menschen, die dafür anständig bezahlt und behandelt werden! Doch davon haben sich der NDR, der WDR ebenso wie alle anderen öffentlich-rechtlichen Sender längst weit entfernt.“
Und was schreibt die, wie sie behauptet, echte WDR PRINT? Ein gewisser „hu“ behauptet im Dezemberheft 2010: Was die Plagiatoren kritisieren, werde doch längst im WDR offen diskutiert. Zitat: „Die meist satirisch angeschnittenen Themen der falschen PRINT-Ausgabe decken sich zum Teil mit der im WDR eh, aber mit offenem Visier geführten Debatte um Programmqualität eines öffentlich-rechtlichen Senders.“
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