Untergrund-Redaktion verkündet „Wende im WDR“
Im Westdeutschen Rundfunk wird heute (28. Oktober 2010) fieberhaft nach Fälschern gesucht, die ein WDR-kritisches Plagiat der Hauszeitung „WDR Print“ verteilen und an einen großen Verteiler verschicken. Besucher der Kölner WDR-Kantine wunderten sich über das Titelblatt der täuschend echt gestalteten „Zukunftsausgabe“ der Zeitung, die das Datum November 2011 trägt: Darauf begrüßt die WDR-Maus die Leser – mit geballter Faust. Unter der Schlagzeile „Auferstanden von den Quoten“ verkündet WDR-Intendantin Monika Piel eine Qualitätsoffensive mit mehr Informationsendungen, hochwertiger Unterhaltung und erhöhten Honoraren für freie Mitarbeiter. Zitat: „Eine Tendenz zur Programmverflachung war in den 90er und 2000er Jahren unverkennbar: Buntes statt investigativer Journalismus, ‚Service’ statt Hintergrund, ‚Menscheln’ statt Analysieren, ‚Quote’ statt Qualität – das war WDR-Hauspolitik. Mit der großen Wende im WDR wollen wir dies nun gemeinsam ändern.“ Die Intendantin reagierte noch am selben Tag auf die Zeitung und lud für den 8.Dezember, 19 Uhr zu einem "Get-Together" in das Kölner DGB-Haus am Hans-Böckler-Platz, um über die Wende beim WDR zu diskutieren. (siehe ausführliche Meldung )
Im Inneren des in einer Auflage von 10.000 Exemplaren gedruckten Blattes wird so manches Revolutionäre vermeldet, das sich die Zeitungsmacher wünschen: Das WDR- und ARD-Programmschema wird auf den Kopf gestellt: „Alle guten Sendungen beginnen künftig um 20:15 Uhr direkt nach der Tagesschau. Alle schlechten Sendungen werden auf Sendetermine nach 23 Uhr verschoben. Bisher war es genau umgekehrt.“ Dazu stellt das Blatt viele neue, anspruchsvolle und kritische Sendungen vor. Der Sender stoppt den Wechsel von Günther Jauch zur ARD („gescheitert an seinen völlig überzogenen Geldforderungen“). WDR-Pensionäre und Starmoderatoren gründen einen Fonds, der direkt dem Programm zugute kommen soll. Der Rundfunkrat wird durch ein Zuschauer- und Zuhörerparlament ersetzt. Chefredakteur Jörg Schönenborn wird zum Leiter des fiktiven Studios Solingen. Und die oft seit Jahrzehnten täglich im WDR arbeitenden Billigkräfte von Putz- und Wachunternehmen erhalten einen festen Arbeitsplatz direkt beim Sender. In einem Gastbeitrag beschreibt der Kabarettist und WDR-Moderator Jürgen Becker die Einführung einer „Konferenzquote“ gegen die Ausuferung der senderinternen Bürokratie: Es dürfen nur noch fünf Prozent der Arbeitszeit in Konferenzen verbracht werden. Die Folge: „Nach anfänglichen Schwierigkeiten setzte ein enormer Kreativitätsschub ein.“ Die Plagiatoren – eine Redaktionsgruppe von WDR-Journalisten und freien Mitarbeitern des Senders – machen auf 16 aufwändig und originalgetreu gestalteten Seiten einerseits die Programmverflachung und einseitige Quotenorientierung des derzeitigen WDR-Programms öffentlich und senderintern zum Thema. Zum anderen kritisieren sie besonders die Arbeitsbedingungen und Bezahlung der freien Mitarbeiterinnen und - mitarbeiter. Nach immer neuen Sparrunden und Arbeitsverdichtungen arbeiten qualifizierte Journalisten inzwischen oft für weniger als 10 Euro pro Stunde für Europas größten öffentlich-rechtlichen Sender. In seinem 1,35 Milliarden Euro-Etat hat der WDR gerade mal 80 Millionen für die freie Mitarbeiter übrig, die den Großteil der Inhalte liefern. Wie das kommt und wie es zu ändern ist - das interessiert laut einem Artikel in der gefälschten Zeitungsausgabe nun auch die Senderhierarchen. Deshalb setzen sie eigens eine „Etatdurchleuchterin“ auf die Geheimnisse der WDR-Finanzen an. Inspirieren ließen sich die Macher von zwei anderen erfolgreichen Zeitungsfakes: dem Plagiat der ‚New York Times’, das die US-Kommunikationsguerillas ‚Yes Men’ Ende 2008 verteilten und der Version der Wochenzeitung ‚Die Zeit’, die Attac Deutschland im März 2009 herausgebracht hat.
Der Link zu einer Online-Ausgabe der gefälschten Zeitung. Foto der Plagiatoren (hochauflösend) Rückfragen zum Plagiat über
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und Tel. 0157/ 86 08 10 08 Zu Favoriten hinzufügen (267) | Artikel zitieren | Aufgerufen: 15042 | Drucken
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