Mit dem Coach geht's weiter |
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09.11.2005 |
Die Hörfunkautorin Simone R. schlitterte in die erste Job-Krise.
Ihr hoher Qualitätsanspruch und ihr unerschütterlicher Idealismus ließ
sie tagelang an kleinen Aufträgen basteln. „Mir ist dann ziemlich
schnell klar geworden, dass das alles existenziell völlig witzlos ist“,
erzählt sie. Sie war nah dran, ihren Traumberuf an den Nagel zu hängen,
doch sie fand Hilfe bei einem Coach.
In nur fünf Sitzungen erkannte sie ihre Probleme und konnte ihre Krise
überwinden. Und mehr noch: Die Zweifel, ob sie den Job überhaupt weiter
machen sollte, waren zerstreut: „Mir war auf
einmal klar, dass ich nichts anderes als Hörfunkautorin sein will.“
Ständig aktiv sein zu müssen und dabei auf sich alleine gestellt zu
sein, fand Simone besonders schwierig. Ihr Coach machte ihr jedoch
klar, dass Redakteure selten wohlwollende Mentoren sind, sondern eher
Entscheidungsträger, die überzeugt werden wollen. Dazu noch die
Konkurrenz zahlloser etablierter Kollegen…
„Journalisten müssen sich und ihr Produkt heutzutage sehr gut verkaufen
können“, betont Edelgard Struß. „Sonst geraten sie sehr schnell in
Existenznöte“. Die Supervisorin versucht ihren Kunden nahe zu bringen,
überhöhte Ideale herunterzufahren und wirtschaftlicher zu denken.
„Journalisten haben in der Regel große Ambitionen und eine hohe
Professionalität aber sie unterliegen auch einem hohen
Produktionsdruck.“ Wirtschaftliches Denken ist also unumgänglich.
„Existenzangst ist die größte Angst, die ein Mensch haben kann - diese
Angst kann zur völligen Starre führen“, weiß auch Personal Coach
Beatrix Schmiedel.
Was ist coaching
Coaches können Journalisten unterstützen, beruflich wieder festen
Boden unter die Füße zu bekommen. Die Methoden sind dabei so
vielfältig, wie die Probleme, die es zu lösen gilt. „Manchmal reicht es
schon, einfach dumme Fragen zu stellen“, beschreibt Edelgard Struß eine
ihrer erfolgreichen Techniken, ihr Gegenüber zum Umdenken zu bringen.
Denn Coaching hilft im Prinzip dabei, selber den Weg aus der Krise zu
finden. Die Beweggründe, sich coachen zu lassen, können sehr
unterschiedlich sein: Manch einer will sich lediglich für ein wichtiges
Geschäftsgespräch präparieren, andere lassen sich dauerhafter
begleiten, um sich über persönliche Stärken und Zielvorstellungen klar
werden. Edelgard Struß hat schon zahlreichen Journalisten beim
„beruflichen Einstieg, aber auch beim Durchhalten und beim Aufhören“
geholfen.
Freie Journalisten wären eigentlich typische Kunden eines Coaches. In
der Regel sind sie Einzelkämpfer, der Ton wird zum Teil immer rauer.
Bei Honorarkürzungen und dem ständigen Produktionsdruck kann die Luft
dünn werden. Daraus folgt Entmutigung und Frust, die Job und
Privatleben vergiften. Und doch hat Edelgard Struß nicht allzu viele
Freie in ihrer Kundenkartei. „Journalisten müssen immer in Form sein,
sie sind es gewohnt, die Führung eines Gesprächs zu übernehmen und
haben ständig öffentliche Auftritte – da ist es vielleicht für manch
einen unvorstellbar, sich von jemandem etwas sagen lassen zu müssen“,
begründet sie das Ausleiben der freischaffenden Kundschaft.
Andrea Dercks (aus dem "Freibrief" No. 54, Heft 3/2005)
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