Ausgerechnet der Westdeutsche Rundfunk, der sich beim Thema Migrantenförderung an der Spitze wähnt, bezahlt Fernseh-Autorinnen und Autoren des Multi-Kulti-Magazins "Cosmo TV" tarifvertragswidrig niedrig. Viele der Betroffenen sind JournalistInnen mit Migrationshintergrund. Die Bezahlung bei Cosmo-TV ist zum Teil halb so hoch wie bei anderen WDR-TV-Magazinen, bei denen für Beiträge ein vergleichbar großer Aufwand getrieben werden muss.
AutorInnen bei Cosmo-TV werden zum Teil mit 800 Euro für mehrwöchige Recherchen abgespeist, während ein Bericht bei der WDR-"Servicezeit" mit mindestens den tarifgemäßen knapp 1.600 Euro abgegolten wird. Sender macht Arbeit der Migranten herunter
Auf einen Brief, mit dem die Gewerkschaft die illegale, weil tarifwidrige Praxis rügte, reagierten die Senderverantwortlichen, indem sie die Arbeitsleistung der migrantischen Journalistinnen und Journalisten herunter machte: In einem Brief an die ver.di-Vertreter hieß es, bei deren Arbeitsleistung gehe es doch um maximal zwei Drehtage und einen Schnitttag - ganz so als ob Journalismus nur an der Kamera und am Schnittplatz passieren würde. Wer aber "Cosmo TV" im Vergleich zu seinen Vorgängersendungen beobachtet, der weiß, dass die journalistischen und ästhetischen Anforderungen gegenüber früher erheblich gestiegen sind - während die Bezahlung der Leistungen gedrückt wurde. Um die Mindesttarife unterschreiten zu können, schreibt der Sender auf die Verträge der Cosmo-TV-AutorInnen Bezeichnungen für Leistungen, die sie gar nicht erbracht haben, in keinem Fall aber das Wort "Magazinbeitrag", wie es korrekt wäre. Kein Geld für die Multikulti-Sendung übrig
Freie Mitarbeiter, die sich über die tarifwidrige Bezahlung beklagt haben, wurden gebeten, lieber den Mund zu halten, damit die Sendung nicht eingestellt werden müsse - es sei halt nicht mehr Etat da. Als ob der WDR nicht in der Lage wäre, aus seinen steigenden Einnahmen genügend Geld umzuschichten, um seine eigenen Prioritäten zu verwirklichen. Multikulti ist eine offizielle Priorität des Senders. Ein Preis vom Dumpingsender ...
Vielleicht könnte das Verhalten des Senders, der den Etat-Druck auf Cosmo-TV seit einigen Jahren immer mehr erhöht, ja mal bei der Verleihung des öffentlich-rechtlichen CIVIS-Preises am Donnerstag, 7. Mai, in Berlin zum Thema gemacht werden. Dort wird sich die WDR-Intendantin Monika Piel erneut als Migrantenfreundin zelebrieren lassen, weil traditionell unter den Preisträgern auch WDR-Produktionen zu finden sind. Aber Civilcourage und das Einsetzen für Migranten haben auch eine wirtschaftliche Seite. ... für einen Dumpingsender? Die mit dem CIVIS-Preis gelobte Berichterstattung passiert vielfach nicht deshalb, weil sie von den Sendern als Auftraggeber besonders belohnt und gefördert würde. Sie geschieht *trotz* immer weiter verschlechterter Arbeitsbedingungen, weil es ambitionierte freiberufliche Kolleginnen und Kollegen gibt, die bei schlechter Bezahlung gute Recherchen machen und Inhalte ansprechend und wirkungsvoll präsentieren. Bereits die ver.di-Vorgängerorganisation IG Medien hatte vor nun zehn Jahren errechnet, dass einE freiberuflicheR JournalistIn als Berufsanfänger einen Tagessatz von mindestens 300 Euro (damals knapp 600 Mark) berechnen muss, um annähernd so gut gestellt zu sein wie einE tariflich bezahlte angestellte KollegIn - wobei das erhöhte finanzielle und berufliche Risiko der Freiberufler noch überhaupt nicht berücksichtig ist. Ulli Schauen (Die Geschichte ging aus einem aktuellen Bericht der ver.di-Zeitschrift "freibrief" vom 30. April 2009 hervor, der hier herunter geladen werden konnte. Inzwischen (4. Mai) wurde der Bericht durch einen anderen Artikel ersetzt - nicht weil er falsch gewesen wäre, aber in der nächsten "freibrief"-Ausgabe soll aber ein ausführlicherer Artikel über die Cosmo-TV- Misere stehen, sagt die Redaktion.) Zu Favoriten hinzufügen (558) | Artikel zitieren | Aufgerufen: 4033 | Drucken
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