Verträge kommen nicht aus der Wundertüte. Klarheit schaffen mit einer Auftragsbestätigung. ( Dies ist ein Auszug aus der ersten Auflage des WDR-Dschungelbuchs - die völlig revidierte Neuauflage erscheint Ende März 2012 und kann hier in Auzügen angeschaut und bestellt werden: www.wdr-dschungelbuch.de )
Was tun, wenn's Streit mit den Auftraggebern im WDR gibt? Am besten gleich nachgeben, könnte man zynisch sagen. Denn die Redaktion sitzt am längeren Hebel. Niemand kann sie daran hindern, bestimmte freie Mitarbeiter nicht mehr zu beschäftigen, weil sie mit ihnen nicht mehr klar kommt. Doch das muß nicht so sein. Freie Mitarbeiter, die nicht alles mit sich machen lassen, gewinnen dadurch auch an Profil. Mancher hat sich später gewundert, daß dieselbe Redaktion trotz eines Streites wieder bei ihm anrief und eine Leistung/einen Beitrag bestellte. Der WDR ist zudem intern pluralistisch genug, daß auch nach einem üblen Streit mit der einen Abteilung sich eine andere findet, die noch mit dem Freien zusammenarbeiten will. Für den einen Redakteur kann es sogar ein Indiz für Qualität sein, wenn ein freier Mitarbeiter mit dem anderen im Clinch liegt. Um nicht von einem einzigen Auftraggeber abhängig zu sein, empfiehlt es sich ohnehin, mit mehreren ein gutes und profitables Verhältnis zu pflegen. Durch Klarheit Ärger vermeiden - Die Auftragsbestätigung Streit kann am ehesten vermieden werden, wenn Auftraggeber und Auftragnehmer zu jeder Zeit der Zusammenarbeit eindeutige Abmachungen getroffen haben. Ein Fall aus der Praxis: Einen Autor verabredet mit einer Redaktion ein Hörfunkfeature, für das er nach Afrika fahren muss. Thema: Wir begleiten den Transport einer Trafostation zum Zielort. Die Trafostation blieb zwar in einem westafrikanischen Hafen hängen, aber der Freie kam dennoch mit genug Material für ein Feature zurück. Nur war er entsetzt über die Reaktion der Redakteurin. Die hatte alles ganz anders verstanden: "Ich dachte, Sie fahren sowieso hin und bringen uns was mit, und wir entscheiden dann, ob's was geworden ist." Die Redaktion ließ das Radiofeature platzen und bestritt jeden Anspruch des Autors auf eine Bezahlung. Jeder Hauch einer Unklarheit sollte frühzeitig ausgeräumt werden. Wenn mündlich alles klar zu sein scheint, empfiehlt es sich im Interesse beider Seiten immer noch, der Redaktion eine schriftliche Auftragsbestätigung zu schicken. Die gibt der Redaktion Gelegenheit, die Punkte zu monieren, bei denen sie anderer Auffassung über die Abmachungen ist. Und sie gibt beiden Seiten mehr Sicherheit. Bei allen Aufträgen ist es eigentlich vorgesehen, daß die HoLi vor Beginn der Arbeit einen Vertrag ausstellt, in dem das Nötigste geregelt ist: Art des Werkes, Tätigkeitszeitraum, Ablieferungsdatum, Vergütung, Zahlungsmodalitäten .... Viele Redaktionen haben sich angewöhnt, das zu verschlampen und den Wunsch danach als ein ganz ungehöriges Ansinnen zu sehen. Es ist an der Zeit, ihnen das Selbstverständliche wieder anzugewöhnen. Doch selbst wenn ein Vertrag ausgestellt wird, ist eine Auftragsbestätigung nützlich, weil sie detaillierter sein kann. Wichtige Dinge, die einer Auftragsbestätigung stehen können, sind: Beschreibung des Produktes/der Leistung, die geliefert werden soll Umfang der Arbeit Produktions- und Lieferdaten Die vereinbarte Vergütung bzw. die Position des Honorarrahmens, nach der bezahlt werden soll. All das kann als ein freundliches und kollegiales Fax formuliert werden, z.B. so: "Lieber xy, um sicher zu sein, daß wir uns vorhin am Telefon ganz richtig verstanden haben, habe ich unsere Vereinbarungen einmal kurz aufgeschrieben. Ich fahre also am kommenden Donnerstagabend zur Kaninchenzüchtermesse nach Bottrop, sammele dort Freitag früh Eindrücke und besorge zwei originelle Gesprächspartner, mit denen ich für Euch über den Einfluß der Kaninchenzucht auf ihr Familienleben sprechen werde, und zwar bei einer Liveschalte um ungefähr 11.10 Uhr am Freitag. Erreichbar bin ich für aktuelle Absprachen unter der Handynummer 0190-696969. Für die Technik sorgt Euer Reportagewagen am Ort, bei dem ich mich um 10.30 melden werde. Wir hatten uns darauf geeinigt, daß Ihr das übliche Honorar um 150 Mark aufstockt, weil ich schon am Abend vorher anreisen muß - und weil ich ein in langjähriger Recherche qualifizierter Kaninchenzuchtexperte bin." Einen weiteren Vorteil hat so ein Bestätigungsbrief: Er erspart der Redaktion Aufwand für interne Absprachen. Der Planungsredakteur kann das Blatt Papier dem Senderedakteur in die Mappe legen, der Produktionsassistent kann ihn der Besatzung des Reportagewagens geben - und am Ende geht auch die Absprache über das Honorar hoffentlich nicht auf dem Weg ins Redaktionssekretariat verloren. Wenn es dann doch Streit über den Auftrag geben sollte (etwa weil der Senderedakteur selbst Kaninchenzüchter ist und das Thema "Auswirkung aufs Familienleben" an dieser Stelle völlig deplaziert findet), dann hilft das Bestätigungsschreiben dem Freien. Die ursprüngliche Absprache ist darin gut dokumentiert - bei Änderungswünschen hätte sich die Redaktion rechtzeitig melden können. Zu Favoriten hinzufügen (441) | Artikel zitieren | Aufgerufen: 4074 | Drucken
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